Standort 11



JAPANISCHER WOLKENGARTEN Kyoko Kurihara

Ihren „Japanischen Wolkengarten“ vergleicht Kyoko Kurihara mit einem traditionellen Steingarten, der täglich von japanischen Mönchen geharkt wird. Dank dieser meditativen Übung legen sich die Kiesel in immer neuen Formationen um die Steine, deren feine Unterschiede allerdings nur dem auffallen, der sich viel Zeit für eine Betrachtung nimmt. Eine ähnliche Metamorphose durchläuft die Installation der Künstlerin. Ihre Wolken aus festem, gewachstem Japanpapier sind wie die Steine das feste, unveränderliche Element im Garten – bloß dass man hier nicht konzentriert zu Boden, sondern nach oben schaut. Zwischen den halbtransparenten Papierobjekten ändert sich der Himmel mit jeder Minute: Mal scheinen die Sterne klar, dann verschwimmen sie hinter dunstigen Nebelvorhängen. Mit den Mondphasen wechselt das nächtliche Licht, und selbst am Tag bilden die echten Wolken mit den von der Künstlerin gestalteten Objekten ständig andere Konstellationen. Fragile Bilder, die es nur für den Moment gibt. Die Wolken auf Stelen bieten Schutz vor Sonne oder Regen. Gleichzeitig schimmern sie selbst in verschiedenen Farbtönen. Tagsüber verwöhnt Kyoko Kurihara das Auge mit einem warmen, nachts konfrontieren sie es mit kaltem Licht. Der Wechsel zwischen beidem vollzieht sich so unmerklich, dass man ihn kaum wahrnehmen kann. So fügt sich das Kunstwerk nahezu perfekt in die Landschaft und setzt auf die langsame Wahrnehmung – ein Ort, der vergessen lässt, welches Tempo den urbanen Alltag sonst bestimmt.

Text: Christiane Meixner

Foto: C. Rottenbacher Foto: C. Rottenbacher Foto: C. Rottenbacher Foto: C. Rottenbacher Foto: C. Rottenbacher Foto: S. Heiden
 


















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